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Zwei Prager Geschichten.

Zwei
Prager Geschichten

von
Rainer Maria Rilke.

Stuttgart.
Verlag von Adolf Bonz & Comp.
1899.

Druck von A. Bonz' Erben in Stuttgart.

Vorwort.

Dieses Buch ist lauter Vergangenheit. Heimatund Kindheit – beide längst fern – sind sein Hintergrund.– Ich würde es heute nicht so, und darumwohl überhaupt nicht geschrieben haben. Aberdamals als ich es schrieb, war es mir notwendig.Es hat mir Halbvergessenes lieb gemacht und michdamit beschenkt; denn wir besitzen von der Vergangenheitnur das, was wir lieben. Und wir wollen allesErlebte besitzen.

Schmargendorf, im Februar 1899.

Rainer Maria Rilke.

Inhalt.

Seite
König Bohusch1
Die Geschwister81
 

1

König Bohusch.

Als3der große Mime Norinski um drei Uhrnachmittags in das National-Café, welches vor demPrager tschechischen Theater liegt, eintrat, erschrak erein wenig, lächelte aber gleich darauf sein verächtlichstesLächeln: in dem Spiegel, schräg gegenüberder Thür, hatte sich irgend eine entfernte Ecke desSaales gefangen, und er hatte drinnen eine schiefeMarmorsäule und unter dieser Säule einen kleinen,buckligen Mann erkannt, dessen seltsame Augen demEintretenden wie lauernd aus einem unförmigen Kopfeentgegenstarrten. Das Fremde dieses Blickes, in dessenTiefen irgend ein unerhörtes Geschehen sich dunkel zuspiegeln schien, hatte ihn einen Augenblick in Schreckenversetzt. Nicht etwan weil er besonders furchtsamerNatur gewesen wäre, sondern infolge des profunden undversonnenen Wesens, welches so großen Künstlern meistenseignet, und durch dessen Wall sich jedes Ereignis4gleichsam durchbohren muß. Dem Original gegenüberempfand Norinski nichts ähnliches. Er übersah den Verwachsenensogar eine ga

...

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