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Der Todesprediger

Roman

von

Gustav Landauer.

Signet

Dresden und Leipzig.

Verlag von Heinrich Minden.


Alle Rechte vorbehalten. Unbefugter Nachdruck wirdgerichtlich verfolgt.


[1]

Einleitung.

Die Geschichte, die ich erzählen will, ereignete sichin jener im Großen und Ganzen glücklichenZeit, da sich die Planeten um die Sonne drehten ohnezu fragen warum, und die Sonne ganz gedankenlos,ohne sich nach einem Spiegel zu sehnen, ihre leuchtendenStrahlenbündel von sich schleuderte. Die Epoche,wo das Weltall begann, über sich selbst und seineBestimmung zu philosophieren, war noch nicht angebrochen,der Weltschmerz in des Wortes eigentlicherBedeutung, das wehvolle Stöhnen des großen Kosmos,das seiner Auflösung ins absolute Nichts vorherging,war noch nicht eingetreten. Jedoch war das Allgemeinbefindender einzelnen Weltkörper schon wesentlichdifferenziert, und auf einem derselben, auf der Erde,zeigten sich für den feinen Beobachter bedrohlicheSymptome. Das ganze Erdenrund war allmählich[2]von einem grünlichen Schimmel überzogen worden,der sich bemühte, zugleich ein Spiegel und eine schlechteKopie des Weltungeheuers zu sein. Jeder auch derkleinste Teil dieses gewaltigen Riesen ging gedankenlosseine eigenen Wege und kümmerte sich nicht immindesten um andere. In dieser überlegungslosenSelbständigkeit bestand das Weltglück. Auf dieserschimmligen Erdrinde aber entstanden kümmerlicheWesen, die für sich nichts waren und sich darum aneinander anlehnen und einander befehden mußten undes erwuchsen allmählich Arten statt Individuen, Gesellschaftenstatt Personen. Ein krankhafter Keimsteckte in jedem kleinsten Teilchen dieser Erdoberfläche,es war das Bewußtsein oder doch die Anlage dazu.Welche Art am meisten von diesem Gift in sich trug,die errang die Herrschaft über die übrigen, die waraber auch zugleich am nächsten dem Zustand der Selbstvernichtung,der aus dem Selbstbewußtsein hervorgingauf dem Wege über die Selbstverachtung und denSelbstschmerz. Diese Rolle war schon seit geraumerZeit dem Geschlechte der Menschen zugefallen. Es istdie Aufgabe der Geschichte dieser merkwürdigen Tiergattung,zu zeigen, wie gerade sie besonders dazu befähigt[3]war und auf welchem Wege sie sich dem angegebenenZiele näherte. Ich darf das wohl als bekanntvoraussehen und bitte sich rasch an diese ganzeEntwickelungsgeschichte des Menschengeschlechtes rückzuerinnernbis zu dem Punkte, wo das Bewußtseinschon den Grad erreicht und überschritten hatte, woder Selbstekel und der Selbstschmerz, den der Menschin Überhebung vielleicht, vielleicht aber auch in zukunftsbangerAhnung eine Zeit lang Weltsch

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